Dienstag, 4. Februar 2014

Einsam? Nein!

Aladin schaut gar nicht mehr hin, aber wir sind immer wieder fasziniert von
solchen traumhaften Sonnenuntergängen.
Mit 16,6 Einwohnern je Quadratkilometer ist unsere Gemeinde vergleichsweise dünn besiedelt. Im Landesdurchschnitt liegt die Bevölkerungsdichte zehn Mal so hoch, und deutschlandweit teilen sich statisch betrachtet 225 Menschen einen Quadratkilometer. Zwar lockt die Lüneburger Heide, an deren Südrand wir leben, im Sommer viele Touristen an, aber jetzt im Winter ist hier wirklich nicht viel los. Wir haben uns schon daran gewöhnt, dass Besucher aus der Großstadt die Gegend hier ganz schön einsam vorkommt. Gleichwohl sind wir jedes Mal, wenn wir das zu hören bekommen, wieder etwas irritiert, denn wir empfinden es hier ganz und gar nicht als einsam und freuen uns immer, wenn wir gelegentlich dem "Trubel" hier entfliehen und für ein paar Tage nach Schweden fahren können. Unser Haus dort steht in einer Gemeinde, die nur elf Einwohner je Quadratkilometer hat. Für schwedische Verhältnisse gilt das ganz und gar nicht als dünn besiedelt.
Aber zurück in die Heide: Der nächste Bäcker ist fünf Kilometer von uns entfernt, die nächste größere Stadt 50 Kilometer. Da wird jeder Kino-, Konzert- oder Theaterbesuch zur größeren Unternehmung. Natürlich würden wir ab und zu auch gerne mal abends ausgehen, aber in Anbetracht der Fahrtzeit vergeht uns meistens ganz schnell die Lust auf derlei Vergnügungen.
Wer den städtischen Verlockungen nur schwer widerstehen kann, wird auf dem Land kaum glücklich werden. Um sich hier dauerhaft wohl zu fühlen, muss man andere Dinge lieben und genießen (lernen). Dazu zählen vor allem die Ruhe – auch wenn diese zuweilen von Traktoren, Motorsägen und Mähdreschern gestört wird – und die Abgeschiedenheit und die Nähe zur Natur. Und man darf keine Angst bekommen, wenn man stundenlang durch den Wald wandert und nicht einem einzigen Menschen, dafür aber umso mehr Tieren begegnet. Das gute Gefühl, wirklich draußen zu sein, frische Luft zu atmen und Tiere wie den Schwarzstorch und Pflanzen wie die Heidenelke zu entdecken, die man nie in städtischen Parks oder Gartenanlagen wohl kaum jemals sehen würde, entschädigt uns reichlich für das nicht vorhandene Umfeld mit all seinen Annehmlichkeiten.

Acker, Wald, Feldweg und vereiste Pfütze: Ländliche
Idylle in den schönsten Farben.
Und dann ist auch das Licht, das den Unterschied macht. Die paar Straßenlaternen bei uns im Dorf werden um Mitternacht abgeschaltet – weil dann sowieso kaum jemand mehr draußen unterwegs ist, einmal abgesehen von den Gestalten, die freitags und sonnabends in der Dorfkneipe "versumpfen". Gäste, die sich entschließen, uns auf unserem täglichen Mitternachtsspaziergang mit Hund durchs Dorf zu begleiten, kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus: "So einen Sternenhimmel habe ich noch nie gesehen! Sogar die Milchstraße kann man ja ganz deutlich erkennen!" Ja, in der Stadt wird es nie richtig dunkel, und mit all den vielen künstlichen Lichtquellen können die Sterne kaum konkurrieren.
So wie man nachts Dunkelheit braucht, um den Sternenhimmel genießen zu können, braucht man tagsüber einen unverbauten, freien Blick übers Land, um den Himmel so wahrzunehmen, wie wir ihn empfinden: als riesige Leinwand, auf der so schöne und spannende Filme laufen, wie sie uns kein Kino bieten kann. Zum Beispiel heute Abend: So ein traumhafter Sonnenuntergang! Allein dafür lohnt es sich auf dem Land zu leben!

2 Kommentare:

  1. Ich bin auch auf dem Land aufgewachsen, allerdings im Saarland, und ich muss gestehen, dass meine Himmeleindrücke nicht mit euren Bildern mithalten können. So sehr ich unsere bewaldeten Hügel ja liebe, der Sonnenuntergang bei euch sieht wesentlich beeindruckender aus.

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    1. Na, es wäre ja auch traurig, wenn wir weder Berge noch schöne Sonnenuntergänge hätten ;-). Dank des freien Blicks bis zum Horizont lässt sich die Sonne abends gewissermaßen bis zum letzten Strahl beobachten. Wenn Berge dazwischen wäre, ginge das natürlich nicht.
      Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüße
      Inka

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