Donnerstag, 27. März 2014

Traurig

Die Katzenbabys Anfang Juni 2013. Links die dreifarbige
Glückkatze, die leider beim Überqueren der Straße kein
Glück hatte.
Die Glückkatze im Januar beim Spielen im Innenhof.
Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, und an Bäumen und Sträuchern zeigt sich das erste zarte Grün. Alles wunderschön, und doch ist diese scheinbar friedliche Frühlingstag auch ein trauriger, denn ich musste heute wieder einmal eine überfahrene Katze von der Straße sammeln. Ich weiß gar nicht, wie oft ich mich schon als Totengräberin betätigen musste - in jedem Jahr mindestens einmal. Am schlimmsten ist es, wenn der Katze beim Zusammenprall der Bauch aufgeplatzt ist und die Eingeweide herausquellen. Dieser Anblick blieb mir heute immerhin erspart, aber das ist auch kein Trost.
Diesmal hat es die kleine, dreifarbige Glückskatze getroffen. Sie war noch nicht einmal ein Jahr alt, war erst Ende Mai 2013 geboren worden. Ihre vier Geschwister sind zum Glück heute vollzählig zum Abendessen erschienen. Aber die Angst um sie wächst natürlich. Wir haben zu diesen Katzen nämlich eine besonders innige Beziehung. Sie hatten als Babys ganz schlimm Katzenschnupfen, und wir mussten alle zwei Tage mit ihnen zum Tierarzt, der uns schließlich keine große Hoffnung mehr machte, dass sie es schaffen würden. Aber sie überlebten, und wurden durch die enge Bindung an uns in der Zeit ihrer Krankheit sehr anhänglich und zutraulich.

Während ich das hier schreibe, rasen die Autos draußen auf der Dorfstraße munter weiter. An Tempo 50 hält sich hier außer Marion kaum jemand. Nachts wird sogar mit 80 mit 100 km/h durch den Ort geheizt. Seit wir in diesem Ort wohnen, haben wir noch nicht ein einziges Mal erlebt, dass die Polizei hier eine Geschwindigkeitsmessung vorgenommen hat.
Das traurige Ende heute.
Wenn ein Kind überfahren würde, wäre das Geschrei groß, und die Dorfbewohner würden sich sofort zusammenrotten und Geschwindigkeitsmessungen und verkehrsberuhigende Maßnahmen fordern. Aber eine tote Katze zählt nicht, und auch hundert tote Katen würden nicht zählen. Das ist ein grundsätzliches Problem: Der Mensch misst, wenn es um Leben geht, mit zweierlei Maß. Das Leben der Angehörigen der eigenen Art wird höher bewertet als das Leben eines Angehörigen einer anderen Art. Speziesismus heißt dieses Phänomen, das im Grunde genommen das gleiche ist wie Rassismus.
Würde der Mensch keinen Unterschied machen zwischen den Arten, sondern alles Leben als gleich wertvoll (oder auch wertlos) einstufen, gäbe es keine Schlachthöfe und keine millionenfache Tierquälerei, die vom Gesetz her zwar legal, aber deshalb noch lange nicht legitim ist.
Sicher, der Tod der Katze war ein Unfall. Aber ein Autofahrer, der wie ein Irrer durch den Ort rast, nimmt das Risiko, durch sein Verhalten einen Fußgänger (ganz gleich, ob es sich um einen zwei- oder einen vierbeinigen handelt) zu schädigen oder schlimmstenfalls zu töten, offenbar bewusst in Kauf. Wann werden Autos endlich waffenscheinpflichtig?

So, nachdem ich das hier geschrieben habe, geht es mir wieder etwas besser.
Die vier verbliebenen Geschwister heute beim Abendessen.

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