Sonntag, 4. Januar 2015

Raus mit dem Kühlschrank!

Wo bisher der Kühlschrank stand, haben wir heute ein
Metallregal aufgestellt, in dem jetzt auch unsere Gläser
mit den verschiedenen Getreidekörnern Platz finden.
Wir sitzen gemütlich beim Sonntagsfrühstück und genießen unsere frisch gebackenen Vollkorn-Dinkelbrötchen. Mein Blick fällt auf den weißen, fast zwei Meter hohen Kühlschrank. "Wollen wir den nicht rauschmeißen?" frage ich. "Ja, von mir aus gern", antwortet Marion, die mir gegenüber sitzt und das Monstrum von ihrem Platz aus nur sieht, wenn sie sich umdreht. "Der steht ja sowieso nur im Weg."
Nachdem der Frühstückstisch abgeräumt ist, legen wir los. Der Kühlschrank wird ausgeräumt, was schnell erledigt ist. Hafermilch, Margerine, Marmelade, Senf, Ketchup, Sojasauce, ein veganer Brotaufstrich sowie eingelegte Peperoni und Oliven – wesentlich mehr enthält der Kühlschrank nicht. Wenn man bedenkt, wie voll der früher war! Wir hatten uns extra einen gekauft, der doppelt so hoch war die, den wir zuvor in der Küche stehen hatten. Und damit er besonders lange hält, fiel die Wahl auf ein hochwertiges Markengerät. Und jetzt ist er überflüssig! Das nicht etwa, weil wir nur noch außer Haus oder ganz spartanisch essen würden. Nein, ganz im Gegenteil, wir kochen jeden Tag und essen besser denn je, aber da wir uns nur noch biologisch, vegan und vollwertig ernähren und aus Prinzip weitestgehend auf verarbeitete Produkte verzichten, haben wir kaum noch etwas, was wir im Kühlschrank aufbewahren müssen, damit es nicht verdirbt. Auch die kleine Tiefkühltruhe im Keller ist ziemlich leer, enthält lediglich einige Beutel Obst und Gemüse.
Für unseren allmorgendlichen grünen Smoothie verwenden wir überwiegend frisches Obst und Gemüse, das bei Zimmertemperatur gelagert werden kann. Das Getreide fürs Frischkornmüsli und das Vollkornmehl für Brot und Brötchen wird ebenso frisch gemahlen wie der Kaffee. Für die Haferflocken haben wir eine Flockenquetsche. Das Abendessen bereiten wir am liebsten aus Reis, Kartoffeln und Vollkornnudeln und frischem Gemüse der Saison zu, und Kuchen essen wir nur noch, wenn wir Gäste haben. Und Getränke aus dem Supermarkt brauchen wir erst recht nicht, denn Trinkwasser kommt aus dem Wasserhahn, und im Regal stehen die Zutaten für Kaffee und Tee.
Manche Leute können es sich nicht vorstellen, ohne das üppige Warenangebot aus dem Supermarkt auszukommen. Immer wieder bekommen wir zu hören: "Das ihr darauf verzichten könnt! Ich könnte das nicht." Aber für uns ist es kein Verzicht, sondern eine Bereicherung. Da wir keine Fertigprodukte verwenden, sondern unser Essen überwiegend aus hochwertigen Bio-Rohstoffen frisch zubereiten, können wir jeden Tag so gut essen wie in einem Sterne-Restaurant, nur viel gesünder.
Groß und klotzig und ziemlich
überflüssig: Unser Kühlschrank
musste umziehen.
"Ich könnte mir Bio-Lebensmittel nicht leisten", sagen manche Leute. Sie übersehen, das Fertigprodukte viel teurer sind als Obst und Gemüse in Bio-Qualität. Klar, auch wir würden wahrscheinlich auf längere Sicht verarmen, wenn wir nur Bio-Fertigprodukte kaufen würden, die natürlich noch teurer sind als konventionelle Fertigprodukte. Für eine Bio-Fertigpizza aus der Supermarkt-Tiefkühltruhe müsste man wahrscheinlich mindestens vier Euro zahlen. Die Zutaten für unsere selbstgemachte, mit frischem Gemüse belegte, vegane und vollwertige Bio-Pizza kosten noch nicht einmal die Hälfte davon. 
Gestern waren wir in einem großen Bio-Supermarkt und ziemlich entsetzt über die vielen Bio-Fertigprodukte, die dort angeboten wurden. Sogar Obst und Gemüse in Pulverform zum schnellen und bequemen Anmixen von grünen Smoothies gab es dort – jedes der winzigen Tütchen kostete sieben Euro. Gibt es wirklich Leute, die sich grüne Smoothies aus der Tüte zusammenrühren und dafür auch noch einen Haufen Geld ausgeben? Wie bescheuert ist denn das!
Den aus unserer kleinen Küche verbannten Kühlschrank haben wir jetzt erst einmal in unserer Zweitküche zwischengelagert. Wer weiß, vielleicht bekommen wir im nächsten Sommer eine Hitzewelle und sind dann froh, wenn wir das Obst und Gemüse etwas kühlen können. Aber in der Zweitküche wirkt er auch irgendwie fehl am Platz, wie ein Fremdkörper. Früher oder später werden wir uns wohl ganz von ihm verabschieden.
Wir kennen eine Familie, die sich nur von Rohkost ernährt und ganz ohne Herd und Backofen auskommt. Statt eines normalen Kühlschranks hat sie einen Spezialkühlschrank, der nur aus Gemüsefächern besteht. Das ist eine durchaus sinnvolle Anschaffung, wenn man seinen gesamten Gemüsevorrat für jeweils eine Woche direkt beim Bio-Bauern kauft.

2 Kommentare:

  1. Das ist ja eine spannende Entwicklung. Ich benötige zwingend einen Kühlschrank und vor allem das Tiefkühlfach davon, weil ich jeweils nur einmal pro Woche oder sogar nur alle zwei Wochen frisch einkaufe und so auch meinen Anteil an "unnötigen" da spontan gekauften Lebensmitteln verringere, weil ich sonst zu viel zum Schleppen hätte. Passiert euch das nicht manchmal, wenn ihr jeden Tag einkauft, dass etwas nur aus Lust und Laune in die Tüte wandert?
    Ausserdem ist jetzt mein Tiefkühlfach immer noch gut gefüllt mit vorgekochten Sommergemüsemenues jeglicher Art, weil ich keine importierten Tomaten, Zucchini oder Paprika kaufen will. Oder wenn ich einmal Brot mache, dann gleich zwei Kilogramm, sonst lohnt sich das für mich nicht wirklich und dann friere ich grosszügig ein.
    Von zu Hause kenne ich dies in extremer Form. Da stehen zwei riesige Tiefkühltruhen im Keller. Die eine ist bis an den Rand gefüllt mit Sommergemüse jeglicher Art aus dem Garten meiner Mama und die andere ist gefüllt mit den glutenfreien Produkten, die mittlerweile drei Mitglieder meiner Familie essen müssen und die teilweise unmöglich selbst herzustellen sind und auf Vorrat gekauft werden. Ein kleiner Anteil ist dann noch Fleisch, was wahrscheinlich vom Verhältnis her wundert, aber das hat in meiner Familie noch nie eine wirklich grosse Rolle gespielt.

    Bis bald und ich bin schon gespannt, wie euere "neue" Küche jetzt aussieht
    Livia

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    1. Wenn es mal zu Lust- und Laune-Käufen kommt, dann handelt es sich dabei meist um besonders lecker aussehendes Obst oder Gemüse. Da wir lediglich zwei Bio-Bauern mit eingeschränkten Öffnungszeiten und Angebotspalette in der Umgebung haben, kaufen wir leider oft widerwillig das Obst und Gemüse im Supermarkt. Da hier auf dem Land die Nachfrage nach Bio-Gemüse (noch) nicht so groß ist, bleibt vieles liegen, und am vor dem Wochenende wird es dann zum halben Preis verkauft. Dann kaufe ich oft spontan viel mehr Obst und Gemüse, als wir eigentlich benötigen. Aber bislang ist dennoch selten etwas übrig geblieben, und dann hatten wir in unseren lieben Tieren stets dankbare Abnehmer.
      Unser eigenes Gartengemüse ist bis auf die Kartoffeln inzwischen leider aufgebraucht, und Ende der Woche werden wir auch die letzten eigenen Äpfel weggefuttert haben. In diesem Jahr müssen wir deutlich mehr anbauen, damit wir mehr zum Einfrieren haben.
      Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüße
      Inka

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